Enthüllung der LandArt-Skulpturen
Weil sie am schönsten sagt, was es zu sagen gibt, zitieren wir an dieser Stelle Auszüge aus der Ladatio von Boris Hruschka
„Schläft ein Lied in allen Dingen
Die da träumen, fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Die Wünschelrute von Eichendorf. Eine Zeile gibt der Präsentation der Arbeit von Frank Nordiek hier im Schloßpark den Titel – „die da träumen fort und fort“.
Der Baum schüttelt sich und lässt ein paar trockene Äste fallen. Die Äste würden nach kurzer Zeit zu Humus. Noch tragen sie die Idee des Baumes in sich und werden neu gefügt. Zu einer Gestalt, die kein Baum ist. Der Ast ist noch Ast er ist Ast mit anderen Ästen.
In was für eine Gestalt verwandeln sich die Äste? Sind das Gefäße. Gefäße die so transparent sind, dass sie alles verströmen lassen, nichts in sich bergen können und doch einen Ort bestimmen. Sind es Gestalten, Wesen, die einander zuneigen, die eine Richtung besitzen, eine Haltung.
Trockene Äste.
Was ist das Faszinierende an Landart? Auf der einen Seite die Wirkung einer gestalteten Natur, das Anordnen dessen, was die Natur hervorbringt, das neu Anordnen zu überraschenden Formen.
Und dann die Vergänglichkeit. Die Bestürzung darüber, dass so viel Schönheit, die so viel Auseinandersetzung mit einem Ort erforderte, nach ein paar Monaten einfach so verschwindet.
Scheinbar sinnlose Arbeit, nur für ein Photo und die Erinnerung der Betrachter?
Manchmal in der kalten Jahreszeit genügt eine kleine Tauwetterperiode um ein einzigartiges Kunstwerk dahinschmelzen zu lassen. Warum tut man es dann?
Man kann es auf ein Photo bannen in ganz besonderem Licht, und die Menschen sehen diese Bilder und sie staunen. Aber da betrachtet man ein Bild, ein Abbild, nicht das Original. Das Original verschwindet.
Was lässt den Künstler schaffen?
Eine Skulptur zu schaffen sie von der Idee in die materielle Wirklichkeit zu bringen, verlangt viel körperliches Tun. Die Teile fügen sich zum Ganzen, werden gefügt, immer wieder von Ferne betrachtet, neues Material hinaufgetragen und mit den anderen verbunden, bis das Bild mit der Idee übereinstimmt oder eine andere Richtung genommen hat.
Das Glücksgefühl des Schöpferischen, um seiner selbst willen. Es ist der Moment des Schaffens, der zählt. Und, es ist der Moment des Betrachtens, der zählt, der die zusammengefügten Teile mit den Augen abwandert und in sich aufnimmt, und sich mit all denen verbindet, die es auch gesehen haben, in Wirklichkeit, nicht als Bild.
Diese Werke der Vergänglichkeit weisen uns auf die Vergänglichkeit aller Dinge hin. Zuletzt auf uns selbst.
Nichts ist vergeblich. Jedes Leben, jede Freude, jedes Leid. Nichts ist vergebens. Es ist das, was wir in uns anreichern, was wir als einziges mitnehmen können. Nicht das Materielle, das wir schufen, nicht das Materielle, was wir um uns anhäuften.
Und diese vergänglichen Kunstwerke sind es, die zu solchen Gedanken anregen können und noch zu viel mehr Gedanken. Denn jeder findet in diesem kurzen oder langen Moment der Betrachtung immer auch sein gegenüber, indem er sich spiegelt, an dem er wächst.
Ein Ort wird verwandelt, ein Standort. Ein Werk wirkt auf den Ort, der neue Ort wirkt auf den Betrachter oder von Ferne auf die Spaziergänger. Wer hat das gemacht, wie ist das gemacht, Was sagt es mir?
Frank Nordiek sieht Gestalten, oder Gefäße, Wesen, die sich einander zuneigen, transparent, zerbrechlich, auch humorvoll, heiter. Seit Mitte der neunziger Jahre gestaltet er Werke in der Natur, aus der Natur heraus, viele Jahre als Teil eines Künstlerduos, sein einigen Jahren allein. Viele Arbeiten sind weltweit entstanden. In Hannover, seinem Wohnort, entwickelt er Kleinskulpturen, dreidimensionale Bilder mit dem Laser aus Papier oder Karton geschnitten, an denen man seine Handschrift erkennt, die Überschneidungen, netzartige, gewagte Konstruktionen über einer weißen Fläche schwebend.
Er wird eingeladen, zu besonderen Orten einen Gedanken, ein Gebilde zu entwickeln. Aber wenn es einen der seltenen richtigen Winter gibt, dann zieht es ihn ohne Auftrag hinaus, in Wathose mit Kettensäge ausgerüstet trennt er Eisplatten heraus und lässt sie zu neuen überraschenden Formen zusammenfrieren.
Wer weiß wie lange uns die hölzernen Wesen im Park begleiten werden. Eines Tages werden sie verschwunden sein und doch bleiben.“
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Betrachten der neuen Gestalten im Schlosspark Pansevitz.